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Die Töchter der Emanzen

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Hauptseite » Bücher (Liste) » Die Töchter der Emanzen
Titel
Die Töchter der Emanzen
Kommunikationsstrukturen in der Frauenbewegung
Autor
Eva Koch-Klenske
Verlag
Frauenoffensive, 1991, ISBN 3-88104-207-5

Inhaltsverzeichnis

Die Töchter der Emanzen?
Die Frauenbewegung biographisch gesehen (Aufsatz)
Bin ich eine Emanze?
Evas Mutter antwortet (Aufsatz)
Von der Balance des Erträglichen
Frauenbewegung und politische Kultur in den achtziger Jahren (Aufsatz)
How to become frauenbewegt
Vom bewegten Leben der Institution (Aufsatz)
Vom Feminismus geküsst
Biographische Skizzen einer Nachwuchswissenschaftlerin (Aufsatz)
Kann denn Leben Synde sein?
Vom Wollen und Können im feministischen Alltag (Aufsatz)
Das Persönliche ist noch immer politisch!
Unzensierte Gedanken zum Politikverständnis (Aufsatz)
Die symbolische Ordnung als Bumerang?
Interview mit der Frankfurter Frauendezernentin Margarete Nimsch (Aufsatz)
Bekenntnisse einer Konkurrentin
Oder: Welches "Ich" spricht? (Aufsatz)
Probleme mit der Bewegung?
Oder: Vom Unterschied zwischen Frauen und Männern (Aufsatz)
Dreizehn Erlaubnisse für Frauen und Feministinnen
(Aufsatz)

Inhaltsangabe

Rezension

Dreizehn Erlaubnisse für Frauen und Feministinnen

  1. Erlaubnis
    Jeder Frau ist es erlaubt, sich als Opfer patriarchalischer Verhältnisse zu fühlen oder nicht. Wenn sie meint, es nicht zu sein, sondern die Männer bemitleiden zu müssen; wenn sie meint, es viel besser zu haben als die Männer; wenn sie meint, Feministinnen seien männerhassende Verrückte usw., darf sie diese Meinung behalten. Sie darf sich Zeit nehmen, Erfahrungen zu machen, die diese Meinung ändern. Feministinnen dürfen Wut haben, wenn ihnen solche Patriarchalinnen in den Rücken fallen, sie dürfen aber auch alle Anstrengungen machen, diese Frauen zu einer anderen Meinung zu bringen, sie zu einer Patriarchatskritik zu verführen, sie dürfen sogar Geduld mit ihnen haben in der sicheren Erwartung, daß die meisten von ihnen irgendwann von selbst darauf kommen werden, daß auch sie Opfer des Patriarchats sind.
  2. Erlaubnis
    Jeder Feministin ist es erlaubt, ihren Weg zu gehen, ihre politische Strategie zu verfolgen, auch wenn sie vom Weg anderer Feministinnen abweicht. Sie hat ihre eigene Biographie, hat eigene Erfahrungen mit Männern und Frauen gemacht, darf also auch die ihr gemäße Form der Auseinandersetzung mit dem Patriarchat wählen. Es ist uns erlaubt, unseren besonderen Weg als Bereicherung für die gesamte Frauenbewegung anzusehen. Lesben ist es erlaubt, Heterofrauen auf ihre heimliche Bisexualität aufmerksam zu machen; radikalen Feministinnen ist es erlaubt, "bravere" Frauen aufzurütteln; vergewaltigte Frauen haben die Erlaubnis, einen unverzeihlichen Haß auf Männer zu haben und die Solidarität aller anderen Frauen zu fordern; Hetero­frauen ist es erlaubt, Männer zu lieben; Mütter dürfen auf ihr Mutter-Sein stolz sein; Solistinnen ist es erlaubt, sich selbst genug zu sein.
  3. Erlaubnis
    Jede Feministin darf davon überzeugt sein, daß ihr jeweiliger Weg der beste ist. Sie hat auch die Erlaubnis zu sehen, daß jede andere Schwester - ob Feministin oder nicht - die gleiche Überzeugung haben darf. Wir alle haben die Erlaubnis, uns gegenseitig zu unserem jeweilig besten feministischen Weg zu verführen!!
  4. Erlaubnis
    Jeder Frau ist es erlaubt, ihre Sicht für wahr zu halten und die Sicht einer anderen Frau für falsch oder unwahr anzusehen. Jede Frau hat gleichzeitig die Erlaubnis, sich in die Sichtweise dieser anderen Frau hinein­zu­versetzen und zu erspüren, wie diese Frau ihre eigene Sicht für wahr hält, und möglicherweise meine Sicht total falsch oder unwahr findet.
  5. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, zu irren. Es ist auch erlaubt zu erkennen, daß andere irren. Wenn wir den Irrtum bei anderen entdeckt haben, dürfen wir uns fragen, ob es sich vielleicht um einen Fehler handelt, den wir als Balken im eigenen Auge nicht mehr zu erkennen vermögen. Irren ist nicht nur menschlich-fraulich, sondern auch eine Chance, neue Wege zu suchen. Auf, laßt uns Fehler machen!
  6. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, unter Frauen - Feministinnen oder nicht - zu streiten, auch wenn wir uns verletzen. Wenn Verletzungen vorgekommen sind, dürfen wir ein gemeinsames Heilungsritual durchführen, um uns wieder zu versöhnen. Die sich verletzt fühlt, darf ihren Schmerz zum Ausdruck bringen, darf um Hilfe bei der Heilung bitten; diejenige, die eine andere verletzt hat, darf sich vergeben. (Diese Erlaubnis ist besonders wichtig für Mütter, die meinen, ihren Kindern gegenüber versagt zu haben!)
  7. Erlaubnis
    Wir haben die Erlaubnis, unsere Mutter zu hassen für das, was sie schlecht gemacht hat und zu lieben für das, was sie uns gegeben hat. Irgendwann haben wir die Erlaubnis, die Liebe überwiegen zu lassen, weil der Haß auf unsere Mutter auf uns selbst zurückwirkt, vor allem, wenn wir selbst Mutter sind.
  8. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, als Feministin Humor zu haben.
  9. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, uns sinnlich-körperlich zu lieben. Selbstverständlich ist es erlaubt, sich selbst sinnliche Genüsse jeglicher Art zu verschaffen.
  10. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, Männern jegliche Entwicklungshilfe zu verweigern. Wir dürfen steinhart bleiben und sie auf sich selbst oder auf die Solidarität mit anderen Männern zurückverweisen, wenn sie wieder angekrochen kommen. Es ist erlaubt, andere Frauen zu ermuntern, selbiges zu tun.
  11. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, das Patriarchat zu Fall bringen zu wollen, ohne dabei gleich wieder an die Männer zu denken, die ja "davon auch profitieren würden". Wir dürfen ausschließlich an uns Frauen und unser Wohl denken, wenn wir unsere Utopie einer frauen­freundlichen Gesellschaft entwickeln. Es ist aber auch erlaubt, die Vorteile, die das Patriarchat mit sich gebracht hat, in unsere Utopien einzubeziehen.
  12. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, unsere Geschichte(n) wieder­zu­entdecken und neu zu schreiben, neu zu er-finden; und zwar die schwarze(n) Schatten-Geschichte(n) der Verfolgung und Vernichtung unserer Ahninnen als Hexen ebenso wie die glorreiche(n) Geschichte(n) aus Zeiten des Matriarchats, das mindestens 30000 Jahre bestand, während das Patriarchat erst lächerliche 5000 Jahre aufweisen kann.
  13. Erlaubnis
    Es ist erlaubt, Fäden zu spinnen zwischen Frauen in aller Welt, um ein Netz zu knüpfen, das uns trägt, und in dem wir das Patriarchat wie in einem Sprungtuch auf- und abhüpfen lassen können. Es ist erlaubt zu erkennen, daß wir Frauen auch im Patriarchat immer eine sehr viel größere Macht innegehabt haben, als man(n) uns zugestanden hat, weil wir diese Macht nur im Geheimen, als "Geheim-Dienst" ausüben konnten. Wir haben die Erlaubnis, unsere Macht wiederzufinden und offen zum Ausdruck zu bringen. Wir geben uns die Erlaubnis, uns über alle Grenzen hinweg als Frauen zu be-machten.