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Andreas von Bülow

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Hauptseite » Personen-Portal » Andreas von Bülow Bei Namensgleichheit siehe: Andreas

Andreas von Bülow
Andreas von Buelow.jpg
Geboren 17. Juli 1937
Beruf Politiker, Jurist

Dr. Andreas von Bülow ist ein deutscher Jurist, Publizist und ehemaliger Politiker. Er wurde 1937 in Dresden geboren und hat dort zusammen mit der elterlichen Familie am 13. Februar 1945 den Bomben­angriff auf die Zivil­bevölkerung überlebt. Er studierte Rechts­wissen­schaften an der Universität München und Heidelberg und promovierte dort 1969 zum Dr. jur. Er hielt sich zu Ausbildungs- und Studien­zwecken unter anderem zeitweilig in Paris und Washington DC auf. Gegenstand seiner Doktorarbeit war das US-amerikanische Recht. Von 1969 bis 1994 war er für die SPD Mitglied des Deutschen Bundes­tages. Unter Bundes­kanzler Helmut Schmidt war er von 1976 bis 1980 Parlamentarischer Staats­sekretär im Verteidigungs­ministerium und von 1980 bis 1982 Bundes­minister für Forschung und Technologie.

Er veröffentlichte 2000 das spektakuläre Buch "Im Namen des Staates: CIA, BND und die kriminellen Machen­schaften der Geheimdienste", das sich auf jahre­lange Recherchen stützt, sowie 2004 das Buch: "Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste". Er ist seit 1961 verheiratet und hat mit seiner Ehefrau vier Kinder und acht Enkel­kinder. Seit 1994 lebt von Bülow in Bonn und ist dort als Rechtsanwalt tätig.

Zitat: «Mit Hilfe der entsetzlichen Anschläge sind die westlichen Massen­demokratien einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Das Feindbild des Anti­kommunismus taugt nicht mehr, es soll durch die Völker muslimischen Glaubens ersetzt werden. (...) Die Idee mit dem Feindbild (...) kommt von Zbigniew Brzezinski[wp] und Samuel Huntington[wp], zwei Vordenkern amerikanischer Geheimdienst- und Außen­politik. Schon Mitte der 1990er Jahre meinte Huntington, die Menschen in Europa und den USA bräuchten jemanden, den sie hassen könnten - das stärke die Identifikation mit der eigenen Gesellschaft.»[1]

Andreas von Bülow stellte fest, dass eine "logistische Meister­leistung" wie die Terror­anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon "nicht von Laien zu leisten" sei, so etwas benötige "eine tief greifende Organisation mit Insider-Wissen".[2]

Zitat: «Bin Laden[wp] ist ein Produkt der CIA, geschaffen zunächst im Kampf gegen die Sowjetunion. (...) Es ging um die Destabilisierung der UdSSR über ihre Teilstaaten mit muslimischer Bevölkerung. Noch bevor die Kommunisten 1978 in Afghanistan an die Macht kamen, hatte die CIA Unruhen in Afghanistan unterstützt. Die Zentral­regierung wurde nicht Herr der Lage. Die Kommunisten kamen ans Ruder, scheiterten ebenfalls und holten die sowjetischen Truppen ins Land. Damit waren sie in die Falle gelaufen, die der damalige US-Sicherheits­berater Brzezinski[wp] sich ausgedacht hatte und mit deren Hilfe er ihnen ein russisches Vietnam bereiten wollte.»[3]

Interviews

Sie wirken so zornig, richtig aufgebracht.
Was mich aufregt, kann ich Ihnen erklären: Ich sehe, dass nach den entsetzlichen Anschlägen vom 11. September die gesamte politische Öffentlichkeit in eine Richtung gedrängt wird, die ich für falsch halte!

Was verstehen Sie darunter?

Ich wundere mich, dass viele Fragen nicht gestellt werden. Normalerweise ist es bei einer solch schrecklichen Geschichte so, dass verschiedene Spuren und Beweise auftauchen, die dann kommentiert werden, von den Ermittlern, von den Medien, von der Regierung: Ist da was dran oder nicht? Sind die Erklärungen plausibel? Diesmal ist das überhaupt nicht der Fall. Das fing schon wenige Stunden nach den Attentaten in New York und Washington an und ...

...in diesen Stunden war Entsetzen, Trauer.

Richtig, aber im Grunde war es doch erstaunlich: Es gibt 26 Geheimdienste in den USA mit einem Etat von 30 Milliarden Dollar ...

Mehr als der deutsche Verteidigungshaushalt ...

die haben die Anschläge nicht verhindern können. Ja, sie haben nicht einmal etwas davon geahnt. 60 entscheidene Minuten lang ließen Militär und Geheimdienste die Abfangjäger am Boden. 48 Stunden später jedoch präsentiert das FBI eine Liste mit Selbst­mord­attentätern. Innerhalb von zehn Tagen stellt sich heraus, dass sieben dieser Leute noch leben.

Wie bitte?

Ja, ja, und warum hat der FBI-Chef zu keiner Unstimmigkeit Stellung genommen? Woher diese Liste kam, warum sie falsch war? Wenn ich leitender Staatsanwalt in so einer Ermittlung wäre, würde ich regelmäßig vor die Öffentlichkeit treten und Auskunft darüber geben, welche Spur hinfällig ist und welche nicht.

Die US-Regierung hat nach den Anschlägen von einer Ausnahme­situation gesprochen: Man befinde sich in einem Krieg. Ist es nicht verständlich, dass man dem Feind nicht alles mitteilt, was man von ihm weiß?

Natürlich. Doch eine Regierung, die in den Krieg zieht, muss in einem Verfahren zunächst feststellen, wer der Angreifer ist, der Feind. Hierfür ist sie beweis­pflichtig. Nach eigenem Eingestehen hat sie bis heute keine gerichts­verwertbaren Beweise vorlegen können.

Einige Informationen über die Attentäter sind durch Recherchen belegt. So ist der mutmaßliche Anführer, Mohammed Atta, noch am Morgen des 11. September von Portland nach Boston geflogen, um dort in die Maschine einzusteigen, die ins World Trade Center raste.

Wenn dieser Atta der entscheidende Mann bei der Aktion war, ist es doch seltsam, dass er das Risiko eingegangen ist, äußerst knapp vorher erst mit einem anderen Flugzeug nach Boston zu fliegen. Hätte diese Maschine ein paar Minuten Verspätung gehabt, wäre er nicht im Flugzeug gewesen, das entführt worden ist. Warum sollte ein raffinierter Attentäter das tun? Man kann bei CNN übrigens nachlesen, dass keiner dieser Namen auf den offiziellen Passagier­listen stand. Keiner hat eines der vier Check-in-Verfahren durchlaufen. Und warum hat keiner der bedrohten Piloten über den Steuer­knüppel den vereinbarten Signal-Code 7700 an die Boden­stationen eingegeben? Außerdem: Die brand- und stoß­sicher gebauten Flug­schreiber und Stimm­auf­zeichnungs­geräte aus dem Cockpit enthalten keinerlei auswertbare Daten.

Das kommt vor ...

wie auch Attentäter, die bei ihren Vorbereitungen Spuren wie eine trampelnde Elefanten­herde hinterlassen? Sie zahlten mit Kredit­karten auf ihren Namen, sie meldeten sich bei ihren Fluglehrern mit Klarnamen. Sie hinterlassen Mietwagen mit arabischen Flug­anleitungen für Jumbojets. Sie nehmen auf dem Weg in den Selbstmord Testamente und Abschieds­briefe mit, die dem FBI in die Hände fallen, weil sie falsch verstaut oder adressiert waren. Da wurden Spuren wie bei einer Schnitzeljagd gelegt, denen man ja folgen soll! Es gibt auch die Theorie eines britischen Flugzeug­ingenieurs: Danach ist den Piloten die Steuerung der Flugzeuge möglicherweise von außen aus der Hand genommen worden. Die Amerikaner hätten in den 70er Jahren eine Methode entwickelt, um entführte Maschinen durch einen Eingriff in die Computer­steuerung zu retten. Diese Technik sei hier missbraucht worden. Das ist eine Theorie...

...die recht abenteuerlich klingt und von der noch nie die Rede war.

Sehen Sie! Ich mache mir diese Theorie ja nicht zu eigen, aber ich finde sie bedenkenswert. Und was ist mit den obskuren Aktien­geschäften? In der Woche vor dem Attentat haben sich die Umsätze im Wert­papier­handel bei den Fluglinien American Airlines, United Airlines und Versicherungen um 1200 Prozent gesteigert. Es ging um etwa 15 Milliarden Dollar. Einige Leute müssen etwas gewusst haben. Wer?

Spekulieren Sie mal.

Mit Hilfe der entsetzlichen Anschläge sind die westlichen Massen­demokratien einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Das Feindbild des Anti­kommunismus taugt nicht mehr, es soll durch die Völker muslimischen Glaubens ersetzt werden. Man unterstellt ihnen, sie würden den Selbstmord-Terror gebären.

Gehirnwäsche? Das ist starker Tobak!

Ja? Aber die Idee mit dem Feindbild kommt nicht von mir. Sie kommt von Zbigniew Brzezinski[wp] und Samuel Huntington[wp], zwei Vordenkern amerikanischer Geheimdienst- und Außen­politik. Schon Mitte der 90er Jahre meinte Huntington, die Menschen in Europa und den USA bräuchten jemanden, den sie hassen könnten - das stärke die Identifikation mit der eigenen Gesellschaft. Und Brzezinski, der verrückte Hund, warb schon als Berater von Präsident Jimmy Carter[wp] für das alleinige Zugriffsrecht der USA auf alle Rohstoffe der Welt, vor allem Öl und Gas.

Sie meinen, die Ereignisse vom 11. September ...

passen genau in das Konzept der Rüstungs­industrie, der Geheimdienste, des gesamten militärisch-industriellen-akademischen Komplexes. Das ist doch auffällig. Die großen Rohstoff­reserven auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion stehen nun zur Disposition, auch die Wege für die Pipelines und ...

Das hat Erich Follath im "Spiegel" ausführlich beschrieben: "Es geht um Militärbasen, um Rauschgift, um Erdöl- und Erdgas-Reserven" ...

ich stelle fest: Die Planung der Attentate war eine technische wie organisatorische Meister­leistung. In wenigen Minuten vier Groß­raum­flugzeuge zu entführen und binnen einer Stunde in komplizierten Flug­bewegungen ins Ziel zu steuern! Das ist ohne lang­jährigen Rückhalt aus den geheimen Apparaten von Staat und Industrie undenkbar.

Sie sind ein Verschwörungs­theoretiker!

Ja, ja. Das ist der Spott derer, die gerne der amtlich verlautbarten Linie folgen. Auch investigative Journalisten werden mit Propaganda und Desinformation gefüttert. Wer das anzweifelt, der kann nicht alle Tassen im Schrank haben! Das ist doch Ihr Vorwurf.

Ihre Karriere spricht eher gegen die Vermutung, dass Sie nicht ganz bei Sinnen sind. Sie wurden schon Mitte der 70er Jahre Staats­sekretär im Verteidigungs­ministerium, 1993 waren Sie SPD-Sprecher im Untersuchungs­ausschuss Alexander Schalck-Golodkowski[wp]...

und damit fing im Grunde alles an! Bis dahin hatte ich keine große Kenntnis von der Arbeit von Geheimdiensten. Und nun mussten wir eine große Diskrepanz feststellen: Wir durch­leuchteten die Machen­schaften der Stasi und anderer östlicher Geheimdienste im Bereich der Wirtschafts­kriminalität, aber sobald wir etwas über die Vorgehens­weise des BND oder der CIA wissen wollten, wurde gnadenlos geblockt. Keine Information, keine Kooperation, nichts! Da bin ich das erste Mal stutzig geworden.

Schalck-Golodkowski hat für die DDR unter anderem verschiedene Auslands­geschäfte eingefädelt. Als Sie seinen Fall näher betrachteten...

da fanden wir beispielsweise eine Spur in Rostock, wo Schalck sein Waffenlager organisiert hat. Na ja, und dann stößt man auf eine Niederlassung von Schalck in Panama, und dort stößt man dann auf Manuel Noriega[wp], der jahrelang Präsident, Drogen­händler und Geldwäsche in einem war, nicht? Und dann stand dieser Noriega ja auch noch auf der Gehaltsliste der CIA. Mit 200.000 Dollar per annum. Es waren solche Dinge, die mich richtig neugierig gemacht haben.

Sie haben ein Buch über die Machenschaften von CIA & Co geschrieben. Sie sind inzwischen ein Experte geworden, was die Merkwürdigkeiten in der Arbeit von Geheimdiensten angeht.

Das Wort "Merkwürdigkeit" ist die falsche Formulierung. Was im Namen der Geheimdienste schon alles passiert ist und passiert, sind richtige Verbrechen.

Was, würden Sie sagen, bestimmt in erster Linie die Arbeit der Geheimdienste?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde, dass Geheimdienste durchaus ihren Sinn haben und ...

Sie halten nichts von früheren Forderungen der Grünen, die diese Dienste abschaffen wollten?

Nein. Es ist richtig, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die Nachrichten­gewinnung über die Absichten eines Feindes, die ist sinnvoll. Es ist wichtig, wenn man versucht, sich in die Hirne der Gegner hinein­zu­versetzen. Wer die Methoden des CIA verstehen will, muss sich mit seinen Haupt­aufgaben beschäftigen, den covered operations: Unterhalb der Kriegs­führungs­ebene, abseits jedes Völker­rechts sollen fremde Staaten beeinflusst werden, etwa indem man Aufstände inszeniert oder Terroranschläge, in der Regel kombiniert mit Drogen- und Waffen­handel und Geldwäsche. Das ist im Kern ziemlich einfach: Man rüstet gewalttätige Leute mit Waffen aus. Da aber auf keinen Fall rauskommen darf, dass ein Geheimdienst dahinter steckt, werden mit großem Aufwand jegliche Spuren verwischt. Ich habe den Eindruck, dass derartige Geheimdienste 90 Prozent ihrer Zeit damit verbringen: falsche Fährten legen. Damit, wenn irgendjemand eine Mit­täter­schaft der Dienste behauptet, die Krankheit des Verschwörungs­wahns unterstellt werden kann. Die Wahrheit kommt oft erst Jahrzehnte später raus. Der CIA-Chef Allan Dulles hat mal gesagt: Im Zweifel belüge ich sogar den Kongress!

Der amerikanische Journalist Seymour M. Hersh hat im New Yorker geschrieben, auch einige Leute von CIA und Regierung gingen davon aus, dass manche Spuren wohl gelegt wurden, um zu verwirren. Wer, bitte, Herr von Bülow, soll das alles gemacht haben?

Ich weiß das auch nicht, woher auch? Ich nutze nur meinen gesunden Menschen­verstand und stelle fest: Die Terroristen haben sich so auffällig verhalten, wie es nur geht. Und als gläubige Muslime waren sie auch noch in einer Striptease-Bar und haben betrunken der Tänzerin Scheine ins Höschen gesteckt.

Selbst so etwas soll es geben.

Mag ja sein. Ich kann als Einzelkämpfer nichts beweisen, das übersteigt meine Möglichkeiten. Ich habe aber wirklich Schwierigkeiten damit, mir vorzustellen, dass das alles ein einzelner böser Mann in seiner Höhle ausgeheckt hat.

Herr von Bülow, Sie sagen selbst, dass Sie mit Ihrer Kritik alleine stehen. Früher gehörten Sie zum politischen Establishment, heute sind Sie ein Außenseiter.

Das ist manchmal ein Problem, aber daran gewöhnt man sich. Im übrigen kenne ich eine Menge Leute, auch sehr einflussreiche, die mir hinter vorgehaltener Hand Recht geben.

Haben Sie noch Kontakt zu alten SPD-Weggefährten wie Egon Bahr und den ehemaligen Bundeskanzler {Helmut Schmidt?

Es gibt keinen engen Kontakt mehr. Ich wollte zum letzten SPD-Parteitag, bin aber krank geworden.

Kann es sein, Herr von Bülow, dass Sie heute den typischen Anti-Amerikanismus kolportieren?

Unsinn, das hat überhaupt nichts mit Anti-Amerikanismus zu tun. Ich bin ein großer Verehrer dieser großen, freien Gesellschaft und war das schon immer. Ich habe in den USA studiert.

Wie kommen Sie auf die Idee, dass es zwischen den Anschlägen und den amerikanischen Geheimdiensten eine Verbindung geben könnte?

Erinnern Sie sich an den ersten Anschlag auf das World-Trade-Center im Jahr 1993[wp]?

Bei dem Attentat starben durch eine Bombe sechs Menschen, mehr als Tausend wurden verletzt.

Da stand im Mittelpunkt als Bomben­bastler ein ehemaliger ägyptischer Offizier. Er hatte sich für den Anschlag einige Muslime zusammengeholt. Diese waren trotz Einreise­verboten des State Department von der CIA ins Land gelotst woren. Gleichzeitig war der Chef der Bande Informant des FBI. Und er vereinbarte mit den Behörden: Im letzten Moment werde das gefährliche Sprengmaterial durch ein harmloses Pulver ersetzt. Das FBI hielt sich nicht daran. Die Bombe ist sozusagen mit Wissen des FBI hochgegangen. Die offizielle Tatversion war rasch gefunden: Täter waren böse Muslime.

Sie saßen damals im Kabinett von Helmut Schmidt, als Soldaten der Sowjetunion in Afghanistan einmarschierten. Wie war das damals?

Die Amerikaner drängten auf Handels­sanktionen, sie forderten den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau...

dem sich die Bundesregierung anschloss...

und heute wissen wir: Es war die Strategie des amerikanischen Sicherheits­beraters Brzezinski, die Sowjetunion von angrenzenden muslimischen Staaten aus zu destabilisieren: Man lockt die Russen nach Afghanistan und bereitet ihnen dann die Hölle auf Erden, ihr Vietnam. Mit maßgeblicher Unterstützung der US-Geheimdienste wurden in Afghanistan und Pakistan mindestens 30.000 muslimische Kämpfer ausgebildet, lauter Tunichtgute und Fanatiker, die zu allem bereit waren und es bis heute sind. Und einer von ihnen ist Osama bin Laden[wp]. Ich habe vor Jahren schon geschrieben: "Aus dieser Brut erwuchsen in Afghanistan die in Koranschulen mit westlichen und saudischen Geldern großgezogenen Taliban[wp], die das Land derzeit terrorisieren und zugrunde richten."

Auch wenn Sie sagen, es ginge den USA um die Rohstoffe der Region: Ausgangs­punkt der US-Angriffe ist immer noch dieser Terror­anschlag, der tausenden Menschen das Leben gekostet hat.

Völlig richtig: Man muss sich immer diese grauenvolle Tat in Erinnerung rufen. Trotzdem darf ich doch bei der Analyse politischer Prozesse schauen, wer Vor- und Nachteile davon hat, oder was Zufall ist. Im Zweifel lohnt sich immer ein Blick auf die Landkarte, wo liegen Bodenschätze und die Zugangswege dahin? Dann legen sie eine Karte mit Bürger­kriegen und Unruhe­herden drüber - sie decken sich. Ebenso ist es mit der dritten Karte: Schwerpunkte des Drogenhandels. Wo all das zusammenpasst, da sind die amerikanischen Dienste nicht weit. Übrigens, die Bush-Regierung[wp] ist über die Familie Bin Laden eng mit dem Öl-, Gas- und Waffen­geschäft verbunden.

Was halten Sie eigentlich von den Bin-Laden-Videos?

Wenn man es mit Geheimdiensten zu tun hat, darf man Manipulation in höchster Qualität unterstellen. Die Technik könnte Hollywood liefern. Ich halte die Videos als Beweismittel für ungeeignet.

Sie trauen dem CIA wirklich alles zu.

Die CIA hat sich im Interesse der Staatsräson der USA bei Interventionen im Ausland an kein Gesetz zu halten, ist dem Völkerrecht nicht verpflichtet, nur der Präsident befiehlt. Terror gibt es eben auch, weil es Dienste wie den CIA gibt. Und wenn da Mittel gekürzt werden, Frieden absehbar ist, dann geht irgendwo eine Bombe los. Damit ist bewiesen, dass es ohne die Dienste nicht geht, dass die Kritiker Quatschköpfe sind, nuts hat Vater Bush sie genannt, der mal Präsident und CIA-Direktor war. Sie müssen sehen, dass die USA 30 Milliarden Dollar in die Geheimdienste stecken und 13 Milliarden in die Drogen­bekämpfung. Und was kommt dabei raus? Der Chef einer Spezialeinheit der strategischen Drogen­bekämpfung erklärte nach fast 30-jähriger Dienstzeit verzweifelt: In jeder umfangreichen wichtigen Drogen­dealerei ist mir der Fall von der CIA aus der Hand gewunden worden.

Werfen Sie der Bundesregierung vor, wie sie nach dem 11. September reagiert hat?

Nein. Anzunehmen, in diesen Fragen sei die Bundesregierung unabhängig, wäre sicher naiv.

Herr von Bülow, was werden Sie nun tun?

Gar nichts. Meine Aufgabe endet damit, zu sagen: So kann es nicht gewesen sein, sucht nach der Wahrheit!

Mit Andreas von Bülow sprachen Stephan Lebert und Norbert Thomma.

Da sind Spuren wie von einer trampelnden Elefantenherde, Der Tagesspiegel am 13. Januar 2012
Was weiß die CIA über den 11. September? Daß selbst der frühere Bundesminister Andreas von Bülow über diese Frage nicht im "Spiegel" oder "Stern" nachdenken darf, sondern bei KONKRET ein Refugium findet, spricht Bände über die Lage der Nation. Mit ihm sprach Jürgen Elsässer

konkret: Beim Terroranschlag auf das World Trade Center ist noch vieles nicht aufgeklärt. So gab es vor dem 11. September Warnungen sowohl des französischen Geheimdienstes als auch des Mossad. Trotzdem reagierten die US-amerikanischen Behörden völlig unvorbereitet: keine erhöhte Sicherheits­stufe auf den Flughäfen, eine völlig verschlafene und unprofessionelle Reaktion der Luftraum­überwachung und der Flugabwehr.

von Bülow: Das merkwürdige ist, daß die Amerikaner bis zur Tat völlig ahnungslos waren, und hinterher keine 48 Stunden brauchten, um der Welt­öffenlichkeit den Täter zu präsentieren: Bin Laden und sein sagen­umwobenes Terrornetz Al Qaida. Was die Warnungen etwa des Mossad anging, würde man schon gerne wissen, was die gewußt haben und was sie weiter­gegeben haben. Das muß nicht immer dasselbe sein. Zum Beispiel beim Selbst­mord­attentat islamistischer Täter auf eine US-Kaserne in Beirut Anfang der achtziger Jahre: Der Mossad wußte im voraus den genauen LKW-Typ samt Farbe, den die Täter später benutzten. An die CIA weiter­gegeben haben sie aber nur die Warnung im Allgemeinen, ohne diese Details.

Warum?

Begründet wird diese Zurückhaltung bei Geheimdiensten mit dem Quellenschutz: Gibt man die Details preis, sind Rückschlüsse auf den oder die Informanten möglich. Daneben spielen die Geheimdienste, auch die westlichen, natürlich oft gegen­einander, ein bisweilen bizarres Machtspiel.

Also wußte die CIA vielleicht auch diesmal gar nicht soviel?

Das will ich damit nicht gesagt haben. Denken Sie etwa zurück an den ersten Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993. Damals wurde ja die ganze islamistische Bande geschnappt, die die Akion durchgeführt hatte. Inzwischen hat sich heraus­gestellt, daß die Kameraden schon lange vorher von CIA und FBI unterwandert waren. Der Bomben­bastler war ein Agent Provocateur des FBI, dessen Führungs­offizier versprochen hatte, die zur Explosion notwendigen Chemikalien rechtzeitig gegen harmlose auszutauschen, so daß die Täter zwar hätten in die Falle gelockt werden können, Schaden jedoch vermieden worden wäre. Doch das Versprechen wurde seitens des FBI nicht eingehalten. 1000 Verletzte und einige Tote waren die Folge. Noch eine Seltsamkeit: Die Mitglieder der Terrorgruppe hatten eigentlich Einreiseverbot in die USA gehabt, standen auf einer Liste des FBI und des State Department. Doch die CIA sorgte dafür, daß dieses Verbot umgangen wurde.
Das Grauen des 11. September ist ein GAU der amerikanischen Dienste. Insgesamt gibt es 26 an der Zahl, und sie stehen in Konkurrenz zueinander. Man kann sich schon vorstellen, daß Nicht-Zyniker an diesem Wirrwarr und Chaos verzweifeln. Wer seinem Staat Terror­anschläge vermeiden helfen will, findet sich in einem Sumpf sonders­gleichen wieder.

Also jeder gegen jeden, und die Terroristen profitieren davon?

Die entscheidende Frage ist doch: Wer sind die Terroristen? Der frühere Chef einer strategischen Einheit zur Bekämpfung der obersten Ebene des internationalen Drogenhandels sagte in einer Congress-Anhörung, er sei in seiner 30-jährigen Tätigkeit für die Drug Enforcement Administration[wp] auf keinen größeren Fall erlebt, bei dem ihm nicht die CIA[wp] die Zügel aus der Hand genommen hätte.

Aber am 11. September ging es nicht um ein Drogendelikt.

Bin Laden[wp] ist ein Produkt der CIA, geschaffen zunächst im Kampf gegen die Sowjetunion. Es ging dabei nicht nur um die Abwehr der sowjetischen Intervention in Afghanistan[wp]. Es ging um die Destabilisierung der UdSSR über ihre Teilstaaten mit muslimischer Bevölkerung. Noch bevor die Kommunisten 1978 in Afghanistan an die Macht kamen, hatte die CIA Unruhen in Afghanistan unterstützt. Die Zentral­regierung wurde nicht Herr der Lage. Die Kommunisten kamen ans Ruder, scheiterten ebenfalls und holten die sowjetischen Truppen ins Land. Damit waren sie in die Falle gelaufen, die der damalige US-Sicherheits­berater Brzezinski sich ausgedacht hatte und mit deren Hilfe er ihnen ein russisches Vietnam bereiten wollte. Nun wurden in einer Aktion, die die CIA zusammen mit den saudischen und pakistanischen Geheimdiensten ins Werk setzte und bei der die Finanzierung durch den Drogenhandel eine große Rolle spielte, rund Hundertausend Freiheits­kämpfer aus den muslimischen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens als Söldner zum Kampf gegen die gottlosen Sowjets angeworben. Freiheits­kämpfer in Anführungs­zeichen. In Wirklichkeit handelt es sich um die Taugenichtse und Raufbolde der gesamten islamischen Welt. Wo immer ein schwarzes Schaf der Familie oder des Dorfes nicht gut tat, lockte der Ruf der Mudschaheddin[wp] an den Hindukusch - wo man sich gegen Öl- und Drogen­geld nützlich machen konnte. Die Taliban[wp] selbst wurden aus den koran­strengen Waisenhäusern Pakistans angeheuert. Osama bin Laden war einer der Organisatoren des fundamentalistischen Werbe­feldzuges, wobei ihm durchaus gestattet war, seine rund 10.000 Söldner aus militant antiwestlichen, anti-amerikanischen Kreisen anzulocken. Teile dieser Truppe wurde eigens in CIA-Lagern für spezielle Aufgaben trainiert. Es handelt sich folglich eher um Desparados als um hoch­religiösen Leute. So wie wenn wir die Radau­brüder unserer Fußball­stadien zum heiligen Kampf gegen den Islam heranziehen würden. Doch für die Hirnwäsche des westlichen Publikums mit dem Ziel, den neuen Feind Islamismus im Sinne des "Clash of Civilisations"[wp] einzuhämmern, sind sie bestens geeignet.

Sie waren beim Einmarsch der Sowjets in Afghanistan Mitglied der Bundesregierung. Wie hat das Kabinett Schmidt über die Sache diskutiert?

Kaum. Ich erinnere mich nur, daß Washington mächtig Druck auf uns ausübte, wegen Afghanistan die Olympischen Spiele in Moskau zu boykottieren. Wie stark der Druck war, zeigt auch eine andere Episode: Anfang der achtziger Jahre drückte der amerikanische Viersterne-General und Nato-Ober­befehls­haber Haig mit aller Macht darauf, jedes noch so kleine nationale Manöver als Teil seiner großen Nato-Herbst-Manöver deklarieren zu können. So kam es, daß an einem Wochenende alles in allem von Norwegen bis zur Türkei rund eine satte Million Nato-Soldaten von West Richtung Ost in Bewegung war. Als Staats­sekretär erlaubte ich mir anzumerken, dass ich dies für problematisch hielte, zumal westlicherseits alle Warnlampen angingen, sollte der Warschauer Pakt uns ost-west-laufend ein ähnliches Szenario bieten. Die kleine Kritik fand ein weltweites Echo, in den USA und bis nach Hawaii. Als ich kurz darauf dem Weißen Haus einen Besuch abzustatten hatte, lief mir scheinbar zufällig Brzezinski über den Weg mit der Frage: "Are You the guy talking about manouvres in Europe?" Aus heutiger Sicht zündelte der Mann schon damals von der europäische wie der asiatischen Seite. Das geopolitische Spiel findet derzeit seine Fortsetzung in der Nato-Erweiterung bei gleichzeitigem Aufbau von militärischen Positionen in den selbständigen asiatischen Nachfolge­staaten der Sowjetunion.
Ich entsinne mich im Übrigen, dass anlässlich der Kontakte zwischen SPD und KPdSU die Sowjets mehrfach deutlich machten, daß sie lieber heute als morgen aus Afghanistan abziehen würden, jedoch das zu erwartenden Sicherheits­chaos der sich bekämpfenden afghanischen und pakistanischen War- und Drogen­lords fürchteten. Sie versuchten, die USA zu einem gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen. Doch Washington blieb taub auf diesem Ohr.

Hatte nicht auch der BND seinen Anteil an der Afghanistan-Operation der CIA?

Höchstens als Sekundant. Die Deutschen entwickeln zuweilen sentimentale Bindungen zu den leidgeprüften Völker­schaften der Region. Bei Jürgen Todenhöfer, dem inoffiziellen Afghanistan-Emissär der CDU, kann ich mir durchaus vorstellen, daß er gemeinsam mit den Mudjahedin am Lagerfeuer saß und Freiheits­lieder sang. Die verdeckten Operateure der CIA verfolgen knallhart ihre verdeckten, demokratisch nicht legitimierten Ziele ihres Landes. Als die CIA einst den 30.000 kurdischen Kämpfern gegen Saddam Hussein nach jahrzehnte­langer verdeckter Nutzung im Interesse des Schah-regierten Iran den Geld- bzw. Drogen­hahn zudrehte und Führer und Mannschaften der Vernichtung durch den Diktator preisgab, meinte Henry Kissinger[wp], der Vorgänger Brzezinskis, man solle doch bitte verdeckte Operationen nicht mit Missionsarbeit verwechseln.

Zurück zum 11.9. Mir scheint bemerkenswert, daß Präsident Bush am Tattag nicht nach New York kommen wollte - aus Angst, auch auf ihn bzw. die Airforce One sei ein Attentat geplant. William Safire ist in der "New York Times" vom 15. September der Sache nachgegangen und hat von Informationen berichtet, wonach die Terroristen die Geheimcodes der US-Regierung geknackt hatten und deswegen die Drohung glaubhaft schien. Safire schlußfolgert, daß "die Terroristen einen Maulwurf im Weißen Haus haben könnten - oder Informanten im Geheimdienst, in FBI, FAA (Flug­über­wachung) oder der CIA".

Das ist durchaus möglich. Noch interessanter scheint mir die Interpretation eines britischen Flug­ingenieurs zu sein, der behauptet, die Linien­maschinen seien am 11. September nicht gekidnappt, sondern über eine Hintertüre in den Bord­computern unter Ausschaltung der Piloten vom Boden aus in die Ziele gesteuert worden.

Das Gegenteil ließe sich leicht beweisen, wenn die Ermittlungs­behörden die Auswertung der Flug­schreiber und Voice-Recorder der Flugzeuge drei und vier - die eine ist ins Pentagon gesteuert worden, die andere abgestürzt - veröffentlichen würde. Aber das passiert nicht.

Es gibt eine Reihe ungeklärter Abstürze an der amerikanische Ostküste, etwa die Swissair-Maschine oder die Egypt Air. Für die Version des britischen Flug­ingenieurs könnte auch sprechen, daß die angeblichen Flugzeug­entführer offensichtlich gar nicht in der Lage waren, eine Maschine zu steuern. Zeitungen aus Florida berichten, daß die Flug­ausbildung dieser Leute vollkommen gescheitert sei. Über einen der Verdächtigten sagte die Flugschule, nach 600 Flug­stunden hätte man ihm noch nicht einmal eine Cessna anvertrauen können. Über einen anderen hieß es, er sei so dumm, dass Zweifel aufgekommen seien, ob er überhaupt ein Auto zu steuern in der Lage sei.

Dabei muß man bedenken, daß zumindest Maschine Nummer drei ein außer­ordentlich kompliziertes Flugmanöver durch­geführt hat.

Sie steuerte zunächst das Weiße Haus in Washington an und änderte dann mit einem 270-Grad-Looping kurz über die Telegrafen­leitungen hinweg ihren Kurs aufs Pentagon. Das erfordert Können und viel Flugerfahrung. Im übrigen mache ich mir die Theorie des britischen Flug­ingenieurs ja nicht zu eigen. Ich behaupte nur, daß die Zweifel und Fragen, die er und andere formulieren, öffentlich debattiert und fachmännisch untersucht werden müssen.

Auch bei den Insider-Geschäften werden keine Fragen mehr gestellt.

In der Tat. In der Woche vor dem Anschlag stieg der Umsatz mit Aktien, die später infolge der Ereignisse im Kurs drastisch abstürzen sollten, um 1200 Prozent. Die Aktien wurden zum Kurs vor dem Ereignis teuer verkauft, sollten jedoch einige Zeit danach erst übereignet werden. Man konnte sich so als Verkäufer nachträglich zum Crash-kurs eindecken und die Differenz als Gewinn einstreichen. Es handelte sich um Aktien der beiden Flug­gesellschaften aber auch der im World Trade Center mit je 22 Stockwerken beherbergten Finanz­institute wie Morgan Stanley und Merryll-Lynch. Außerdem kauften diese Insider amerikanische Staats­anleihen im Wert von 5 Milliarden Dollar in der Erwartung, daß auf Grund der nationalen Katastrophe der Wert steil ansteigen werde. Wer waren die Insider und über welche Kanäle gelangten sie zu ihrer Kenntnis? Und wo sind die Erkenntnisse der amerikanischen Finanz­fahnder, die routine­mäßig auffällige Spekulationen auf künftige Terror­ereignisse zur Gewinnung von Hinweisen auf Attentate erfasst?

Bush senior arbeitet über die Carlyle Group, eine internationale Anlagefirma, für die Bin Laden-Familie in Saudi Arabien. "Die Vorstellung, daß der Vater des Präsident, auch er ein ehemaliger Präsident, Geschäfte mit einer Firma macht, die vom FBI wegen der Terror­anschläge am 11. Sepember untersucht wird, ist schrecklich", schrieb die die US-amerikanische Anti-Korruptions-NGO "Judicial Watch".

Bush senior ist ein alter CIA-Mann. Er war Direktor der Agency 1976/77. Bekannt sind seine Verbindungen zum panamesischen Präsidenten Noriega, der auf seinem Staatsgebiet den Drogenhandel nach Amerika und die Landung von Flugzeugen voller Drogengeld zum Zwecke der internationalen Geldwäsche erlaubte. Seine jährlichen 200.000 Extra- Dollars aus CIA-Quellen überstiegen eine Zeitlang das Gehalt selbst des US-Präsidenten.

Es gibt Berichte, daß der Krieg gegen Afghanistan keine Reaktion der USA auf den Terror vom 11.9. ist, sondern bereits vorher geplant war. "Evidence suggests, that Washingon had planned to move against Bin Laden in the summer", schrieb der britische "Guardian".

Eine amerikanische Öl- und Gas­gesellschaft will seit Jahren Öl aus dem Kaspischen Becken über eine milliarden­schwere Pipeline durch Afghanistan zum indischen Ozean transportieren. Die CIA hoffte die Taliban zum Schutz der Investition nutzen zu können und zugleich die Trasse über das Territorium des "Rüpelstaates" Iran verhindern zu können. Möglicherweise führt ja der Krieg jetzt zu einer neuen Regierung in Kabul, die dem Vorhaben aufgeschlossen gegen­übersteht. Alles in Allem kann man davon ausgehen, daß die strategischen Köpfe der CIA in aller Regel den geopolitischen Vorstellungen folgen, die der bereits erwähnte Brzezinski in "Die einzige Weltmacht" niedergeschrieben hat. Dieses Buch ist zusammen mit Huntingtons "Clash of Civilisations" die Blaupause für die verdeckte, letztlich maßgebende US-Außenpolitik der nächsten Jahre und Jahrzehnte: Brzezinski überprüft die wichtigsten Staaten der Reihe nach, wer sich zum Gegner der US-Dominanz aufwerfen könnte. Es werden Ansätze gesucht, wie diese potentiellen Gegner geschwächt werden können - er sieht das Ganze als Schachspiel, in dem die Hauptfiguren als Staaten gegeneinander gesetzt werden, und innerhalb der Staaten oft ethnische Minderheiten als Bauern Verwendung finden. Man fördert die Scharfmacher unter den Führern von Minderheiten, desavouiert die Friedfertigen, schürt die Leidenschaften, vermittelt Waffen, finanziert über Drogen. Sollte die jeweilige Zentral­regierung sich dann gezwungen sehen zur Erhaltung des Landfriedens etwas robuster vorzugehen, folgt die öffentliche Anklage wegen Verletzung der Menschenrechte. Brzezinski ist wie besessen von der Frage nach der Beherrschung des eurasischen Raums zwischen Atlantik und Pazifik, für ihn der Schlüssel zur globalen Dominanz. Und da der Mensch, fehlbar wie er nun einmal ist, hassen will und muß, bietet der Harvard-Professor Huntington den Islam als neuen Gegner des Westens, dem er das orthodoxe Christentum Osteuropas gleich zuordnet.

Welche Kontakte zwischen Bin Laden und der CIA gibt es aus der jüngeren Vergangenheit?

"Le Figaro" meint, Bin Laden habe sich noch im Juli diesen Jahres mit dem CIA-Chef in Dubai getroffen. Der CIA-Mann habe sich in seinem Bekanntenkreise dieses Treffens berühmt.

Wenn Sie auf die Rolle der CIA und anderer westlicher Dienste in den 11. September hinweisen, werden Sie sicherlich mit dem Vorwurf konfrontiert, Verschwörungstheorien anzuhängen.

Nicht ich bin derjenige, der eine Verschwörungs­theorie vertritt. Vielmehr müssen diejenigen sich den Vorwurf gefallen lassen, die ohne stichhaltige Beweise - jedenfalls wurden bisher keine vorgelegt - eine Bin Laden-Verschwörung am Werke sehen. Dabei werden wieder die Medien zur Desinformation genutzt. Zum Beispiel las man in der "New York Times", Bin Laden habe in einer Erklärung die Attentate begrüßt, die Täter als "Helden" gelobt. Die Äußerung wurde von einem in Afghanistan lebenden Palästinenser übermittelt, der weitergab, was ein Freund aus der Umgebung Bin Ladens über dessen Reaktion gehört haben wollte. Zur gleichen Zeit übersetzte der "Bonner General­anzeiger" die von BBC übermittelte Erklärung Bin Ladens, in der er den Tod Unschuldiger am 11.9. bedauerte. Wieso wählt die New York Times die mit hoher Wahrscheinlichkeit verfälschte Nachricht?
Ich behaupte jedenfalls nicht, daß ich Antworten hätte auf Fragen, die in den Medien nicht gestellt werden mit der Folge daß die Verantwortlichen sich zu über­zeugenden Antworten nicht veranlasst sehen. Stattdessen werden Bilder vermittelt, die den im Sandsturm reitenden Bin Laden zeigen, den apokalyptischen Reiter, den unberechenbaren, hinterhältigen, grausamen neuen Feind!

Warum reagieren die Medien, auch in Deutschland, wie gleichgeschaltet?

Lediglich Frankreich scheint einigermaßen dem Hysterismus und der uneingeschränkten Gefolgschaft zu trotzen. In der Politik wie in den Medien. Die Wellen der Gleichschaltung habe ich nun schon mehrfach erlebt. Bei der Neutronen­waffe hatte es noch nicht geklappt. Doch anlässlich der Nachrüstung von 100 Mittel­strecken­raketen wurde die Gleichschaltung handgreiflich. Dann bei der Unterdrückung jeder Wortmeldung über den angeblich schnellen Weg zu den blühenden Landschaften. Mit am schlimmsten habe ich die Manipulation aus Anlaß des Golfkrieges empfunden, wo Sadam Hussein nach massiver Aufrüstung durch den Westen u.a. in die Falle der amerikanischen Botschafterin lief, die ihm zugesichert hatte, dass Grenz­streitigkeiten mit Kuweit die USA nicht kümmerten. Beim Krieg der Sterne unter Reagan und jetzt wieder Bush zeichnet sich dieselbe Tendenz auch in unserer Presse­land­schaft ab.

Sie haben das Phänomen zutreffend beschriebend, aber noch nicht erklärt.

Von einem Informanten in den USA weiß ich, daß in den größeren Redaktionen und Nachrichten­agenturen eine Person des Vertrauens der CIA sitzt, die in der Lage ist, kritische Sachen im Zweifelsfall vom Transportband der Nachrichten zu nehmen oder das Totschweigen zu veranlassen. Ob der BND ähnliche Macht hat, weiß ich nicht. Die maßgeblichen Medienzaren der USA sitzen in Beratungs­gremien der Geheimdienste. Die CIA hilft ausländischen Journalisten und Nachrichten­agenturen mit Geld auf die Sprünge. Im Übrigen stehen Journalisten oft im Klientelverhältnis zu den Diensten. Die heiße Story wird von dort heraus­gereicht zur angemessenen Verbreitung. Verläßt der Journalist den Mainstream, bleiben die Lieferungen aus. Bleibt er jedoch auf Kurs, wird er zu Hinter­grund­gesprächen und Konferenzen eingeladen, oft an den schönsten Orten der Welt, in den besten Hotels, mit prominenten Gesprächs­partnern. Wer als "Defense Intellectual" gilt, hat ein schönes Leben und exklusive Informationen - von Korruption will da keiner sprechen. Aber der Unterschied zu einem Journalisten, der etwa in Frankfurt-Bockenheim an seinem Schreibtisch sitzt und täglich auf sich gestellt seine Informationen zusammen­suchen muß, ist beträchtlich.
Ein weiteres kommt hinzu: Die wichtigste Aufgabe der Geheimdienste ist die Täuschung der Öffentlichkeit. Der eigentlichen Kausalkette soll niemand auf die Schliche kommen. Einen Bergstamm in Burma mit 30.000 Mann zum Kampf gegen den Vietcong zu gewinnen, das ist nicht schwer, dazu reicht es, Geld und Waffen bereit­zu­stellen. Viel schwieriger ist es, das Ganze so zu drehen, daß der Dienst nicht selbst als Verursacher und Aufraggeber in Erscheinung tritt. Also dirigiert und finanziert die CIA über raffinierte Umwege. Die mittel­amerikanischen Contras bekamen Waffen und Geld über Drogenhändler, die im Gegenzug geschützt vor Strafverfolgung ihre Ware in den USA oder Europa absetzen konnten. Die Wäsche des eingenommenen Drogengeldes wird gedeckt, damit der geheime Kreislauf funktioniert. Alles wird so verwickelt arrangiert, daß jeder für verrückt erklärt werden kann, der die wirklichen Zusammen­hänge erahnt oder darstellt. Umso kommoder ist die Welt eingerichtet für Journalisten, die auf dem Schoß der Geheim­dienst­leute sitzen und auf die Desinformation zum Füllen ihrer Spalten warten.

Sie waren Staatssekretär und Minister. Wie reagieren die Sozialdemokrate ihrer Generation - Leute wie Bahr und Schmidt - auf ihre Recherchen?

Da gibt es keine Reaktion. Wer meine Analyse für richtig hält, müsste auf Gegenkurs gehen. Wer sie für falsch hält, müsste argumentieren können.
Jürgen Elsässer: Was wußten die Insider?, Konkret 12/2001
MM: Sehr geehrter Herr Dr. v. Bülow, mit Ihren aufsehenerregenden Büchern sind Sie von den so genannten etablierten Medien teilweise mit sehr perfiden Mitteln zum "Verschwörungstheoretiker" degradiert worden. Manche Fernseh­sendung hat Ihnen dabei sogar das Wort im Hals umgedreht und Sie in die Nähe von Personen gerückt, mit denen Sie nachweislich nichts zu tun haben. Dabei sind ihre Recherchen offen zugänglich, durchaus nachvollziehbar und vor allem überprüfbar. Wie erklären Sie sich so viel Gegnerschaft und wie kommt es, dass Ihre Gegner nicht Ihre Argumente sondern ihre Person zu entkräften versuchen?
v. Bülow: Es gibt einfache Gemüter, die hinter jeder undurch­sichtigen Erscheinung eine Verschwörung wittern. Die Welt lacht in aller Regel über die finsteren Vermutungen dieser Leute. Auf der anderen Seite gibt es Geheimdienste wie die CIA, die dazu geschaffen wurden, verdeckte Operationen in den für die USA wichtigsten Staaten durchzuführen, um, für die Öffentlichkeit nicht zu erkennen, politische Ziele nicht selten mit schmutzigsten Mitteln zu verfolgen. Dazu gehören zum Beispiel drogen­finanzierte Militär­putsche, Staats­streichs, Aufstände, Terror­anschläge, Morde, Unruhen zur Destabilisierung eines Staates und dessen Regierung. Die auffälligen Ereignisse werden mit großem Pressetrara fälschlich Leuten in die Schuhe geschoben, die für eine Sünden­bock­rolle ausgesucht und eingesetzt werden. Wer diesen Geheim­dienst­operationen auf die Spur kommen will, muss sich das über Jahrzehnte eingesetzte Instrumentarium anschauen und zunächst über die Frage nach dem "Wem nutzt es" die Spreu vom Weizen zu trennen versuchen. Das gilt auch für den 11.9. Da sollte man sehr genau beobachten, wie die politische Führung und der von ihr gelenkte Staatsapparat mit der Aufarbeitung des Ereignisses umgeht. Werden die Beweismittel, die Auskunft über Tat und Täter geben können, gesichert und von unabhängigen Sachverständigen überprüft? Wird die Tat umfassend dokumentiert? Legen die Behörden, die einen Anschlag wie den 11.9. nicht verhindern konnten oder wollten, umfassend Rechenschaft ab, werden die Verantwortlichen des Desasters disziplinarisch belangt, so kann man eher darauf vertrauen, dass es sich um eine echte Terrortat handelt. Wird diese Aufklärung jedoch vermieden, überwuchert Geheimhaltung die Ermittlungen, verschwinden in aller Eile die objektiv nicht fälschbaren Beweismittel, dann spricht sehr viel dafür, dass wir es mit einer Amts­verschwörung zu tun haben. Wenn dann in den amerikanischen ebenso wie in den deutschen Medien die Detailprüfung der sich ganz offensichtlich aufdrängenden kritischen Fragen sofort mit dem Beil der Verschwörungs­theorie bekämpft wird, so spricht dies eher für das Auftreten von Panik bei amtlichen Verschwörern, denen man mit solchen Überlegungen dabei ist auf die Spur zu kommen.
Die CIA hat in den Congress-Anhörungen zu Ende des Vietnamkrieges eingeräumt, über 2000 Journalisten weltweit zu Diensten zu haben. Das geradezu rufmord­artige Zuschlagen der deutschen Medien gegen die Kritiker, deren Bücher über Nacht und von den Verschwörern nicht erwartet, zu Bestsellern an den Ladentischen der deutschen Buch­handlungen wurden, spricht für eine konzertierte Aktion.

Sie waren immerhin über drei Jahrzehnte Mitglied des deutschen Bundestages und kennen das deutsche Parlament und deren Mechanismen sehr gut. Wie kommt es, dass die gesamte Politik eines so großen und wirtschaftlich mächtigen Landes, wie die der Bundesrepublik Deutschland, aufbauend auf einer unklaren Sachlage des 11. Septembers, sich - zumindest verbal - am "Krieg gegen den Terror" beteiligt, und die Opposition die Regierung dabei sogar zu übertreffen sucht? 

Nicht jeder hat sich soviel Zeit genommen, die verdeckten Operationen der CIA zu studieren. Daher setzte sich beim Betrachten der Bilder des 11.9. zunächst überall, auch bei den Bündnis­partner der USA das mitleidende blanke Entsetzen durch. Man unerstellte eine nach den Geboten des Rechtsstaates vorgehende Regierung, vertraute ihren Angaben, war solidarisch und versprach Unterstützung im Kampf gegen den "Terrorismus". Die "Wem nutzt denn das" Frage stellte sich mir zwar sofort. Doch ich wollte wie die meisten Menschen zunächst nicht daran glauben, dass hier das falsche Spiel einer Regierung mit in Betracht gezogen werden musste. Man konnte ja zunächst auch davon ausgehen, dass in kürzester Frist die Beweiskette gegen die sehr schnell herausgefundenen angeblichen Täter des 11.9. vorgelegt werden würde. Also im Zweifel unterstellt man bei kriminellen Handlungen die ordentliche Arbeit eines Staates und erwartet eine umfassende und beweis­kräftige Dokumentation, zumal wenn als Antwort auf den Anschlag ein jahrzehnte­langer Weltkrieg gegen den Terror ausgerufen wird, der sich gegen rund 60 Staaten der Welt richten soll. Inzwischen jedoch scheitern sämtliche Gerichts­verfahren, ob in den USA oder in Deutschland gegen die angeblichen Helfers­helfer des 11.9. Die Zeugen, obgleich seit drei Jahren in Haft, können offensichtlich weder in öffentlicher noch nichtöffentlicher Verhandlung dem Gericht vorgeführt werden. Vermutlich wurden die Aussagen entsprechend der Tendenz­fragen der Vernehmer erfoltert, sind folglich weder vor Gericht noch zur Abwehr der Terror­gefahren auch nur einen Pfifferling wert. Im Deutschen Bundestag gibt es In der Opposition aber auch in den Regierungs­parteien Leute, die aus Dankbarkeit für die Befreiung vom National­sozialismus, für den Schutz gegen die Sowjetunion oder aus sonstigen Erwägungen bereit sind, den USA auch bei fehlerhafter Politik durch dick und dünn zu folgen. Ich bin froh, dass der Bundeskanzler diesen Partei­gängern nicht nachgegeben hat.

Als ehemaliger Minister für Forschung und Technologie haben Sie auch Kontakt zur deutschen Wissen­schafts­elite gehabt. Wie kommt es, dass die gesamte Wissenschaft, angefangen von den Hoch­schul­lehrern bis hin zu den Wissen­schaftlern in den Geheimdiensten solche physikalischen Wunder, wie die "Pulverisierung" eines Flugzeuges, kritiklos hinnehmen und zur Tages­ordnung übergehen?

Solche Wissenschaftler mag es geben. Ich stelle die sehr sorgfältigen Untersuchungen amerikanischer Ingenieure und Physiker zur Debatte, die den angeblichen Einschlag der Passagier­maschine in das Pentagon aus den vor Ort gefundenen, vor allem aber den ganz offensichtlich fehlenden Beweismitteln für extrem unwahrscheinlich bis unmöglich halten. Andere Sachverständigen halten den Einsturz der beiden getroffenen Türme in New York insbesondere des Gebäudes Nr. 7 nicht für die Folge des Einschlags der beiden Flugzeuge. Zwangsläufig gibt es immer und überall Gefälligkeits­gutachter. Die umstrittenen Sachverhalte hätten sich klären lassen, wenn Beweismittel wie die Stahlträger nicht sofort eingeschmolzen oder außer Landes geschafft worden wären, wenn diese Beweismittel den Sachverständigen zur Untersuchung zur Verfügung gestellt worden wären und die Experten ihre unterschiedlichen Schluss­folgerungen in öffentlicher Auseinander­setzung streitig und fair hätten klären können. Doch das wurde von der Bush-Administration verhindert. Die Hoffnung, dass dies nachgeholt werden könnte, habe ich aufgegeben. Die Tatsache, dass 50 % aller New Yorker die offizielle Version für eine Verdeckung der wahren Sachverhalte halten, spricht Bände

Wen man der Frage "Wem nützt es" nachgeht, landet man allerdings unglaublich schnell in einer Ecke, in der man von den etablierten Medien als "Antisemit" gebrandmarkt wird. Sie selbst haben das erlebt, als sie nur aufbauend auf einer Meldung in einer israelischen Zeitung zu einer vorgewarnten Firma Fragen gestellt haben. Wie kann man sich dagegen wehren und klar stellen, dass das eigene Engagement gegen weltweite Verbrechen weder mit dem Judentum noch mit dem Islam noch mit irgendeiner anderen Religion, sondern mit Verbrechern zu tun hat?

Ich sympathisiere mit den britischen Rabbis, aber auch den vielen amerikanischen Juden, die der aggressiven Politik Sharons in Anzeigen öffentlich entgegentreten und bewundere die israelischen Wehrpflichtigen, Reserve­offiziere aber auch Piloten, die das Niederbomben und Niederwalzen palästinensischer Familien im Gazastreifen wie im West­jordan­land verweigern und dafür ins Gefängnis gehen. Vier ehemalige Chefs des israelischen Inlands­geheim­dienstes haben sich öffentlich gegen diese Politik Sharons und seiner Regierung gestellt. Um Sharon versammeln sich die eigentlichen Antisemiten, die ihrem Volk den Weg in eine friedliche Zukunft tagtäglich durch neue Siedlungen und gewaltsame Vertreibung der Palästinenser verbauen. Die Likud­regierung und deren Anhänger in Europa und den USA versuchen jede Kritik an ihrer Politik mit der Keule des Antisemitismus zum Schweigen zu bringen. In Bezug auf den 11.9. gibt es sehr viele unbeantwortete Fragen an die amerikanische Regierung, davon einige, die auch die Geheimdienste Israels betreffen. Hier könnte eine vorbehaltlose Aufklärung jeden falschen Verdacht erledigen. Doch das geschieht nicht. Mir wäre es z. B. auch wichtig zu wissen, wer denn das Bild der angeblich schadenfroh lachenden Palästinenser nahezu zeitgleich in die weltweiten Fernseh­sendungen mit den in die Türme fliegenden Maschinen hat schmuggeln können. Damit war die gesamte Tendenz der späteren Bericht­erstattung bereits vorgegeben. Israelische Zeitungen berichteten Tage später, dass die Fröhlichkeit auf dem Markt nicht der Freude über den Anschlag des 11.9. galt, vielmehr die Folge des Verteilens von Süßigkeiten an Kinder und Erwachsene durch ein Fernsehteam des israelischen Verteidigungs­ministeriums war.

Gibt es in der deutschen Politik noch Mutige, die Ihren Fragen aufgeschlossen gegenüber stehen, oder ist das eine andere Generation, die wenig von den Erfahrungen der früheren Erfahrungs­träger profitieren kann? Sind sie eigentlich noch SPD-Mitglied?

Ich bin Mitglied der SPD, will es auch bleiben, solange die SPD mit Bundeskanzler Schröder sich nicht an Kriegen gegen die angeblich 60 Staaten beteiligt, die nach Angaben der amerikanischen Administration dem Terror Vorschub leisten. Diese amerikanische Politik gründet sich auf ganze Bündel von Lügen und Tatsachen­verdrehungen. Die ersten Kriege, denen ja auf Grund der hemmungslosen Bomberei im Regelfall ganz überwiegend die Zivil­bevölkerung zum Opfer fällt, gelten nicht dem Terror sondern dem Öl und dem Aufbau von Militärbasen zur Beherrschung der Region. Die Regierung in Washington versucht mit aller Macht über die NATO auch die Bundesrepublik in den Krieg hinein zu ziehen. Die Opposition leistet dem Ansinnen leider Vorschub. So gesehen bin ich mit der deutschen Regierung und meiner Partei immer noch einigermaßen zufrieden.

Der 11. September hat zu einem hohen Verlust an Lebens­qualität für Muslime in Deutschland geführt, unabhängig davon, ob sie Deutsche sind oder nicht. Jede Moschee­razzia führt zu noch mehr Misstrauen, mehr Abschottung und dadurch neue Verdächtigungen usw. Was können Ihrer Meinung nach deutsche und deutsch­sprachige Muslime tun, um aus dieser Falle auszubrechen?

Da ist schwer zu raten. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben wir es nun mit dem muslimisch-fundamentalistischen Terrorismus zu tun und mit 60 muslimischen Staaten, die dem Treiben angeblich Vorschub leisten. Ich habe in meinem Buch Fragen zum 11.9 gestellt, die ganz objektiv dringend der Klärung bedürfen. Doch die Bush-Administration verhindert das Eindringen in die Hintergründe des 11.9. Sie hat etwas zu verbergen. Der Meinung ist die Mehrheit der New Yorker Bevölkerung, unter der sich sehr viele Zeugen, sehr viel Sachverstand und Urteils­vermögen befindet. Doch haben diese Kritiker recht, dann haben wir es vermutlich mit einer der wider­wärtigsten Betrügereien einer Regierung zu tun, einem Akt der psychologischen Kampfführung, der die Massen bereit machen soll, nach dem Verschwinden des Gegenspielers Sowjetunion nun den "Weltkrieg" gegen die muslimische Staatenwelt mit zu tragen. Dazu müssen dann natürlich auch die Bündnis­partner gebracht werden. Dann sind Inszenierungen wie in Madrid und New York auch hier zu Lande denkbar. In Spanien waren Kripo und Geheimdienste im Besitz nahezu aller Informationen, um das Blutvergießen zu verhindern. Sie wussten wer die Sprengstoffe zur Verfügung stellte und wer sie an die Täter vermittelte. Doch sie tat nichts. Ganz ähnlich war ja auch die Lage in den USA um den 11.9..
Bei jedem Terroranschlag muss daher geprüft werden, ob man es wirklich mit Terroristen oder aber Geheimdiensten mit für die Rolle präparierten "Terroristen" als den vorführbaren Sünden­böcken zu tun hat. Nun können die Geheimdienste aus den rund 40.000 muslimischen Kämpfern, die für die CIA aus über 40 muslimischen Staaten durch Leute wie Osama bin Laden zum Kampf gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan angeworben und die in den widerwärtigsten Terror­techniken ausgebildet wurden, jederzeit Söldner finden, die bereit sind, Terrortaten zu übernehmen oder die durch das Legen deutlicher Spuren als vorgetäuschte Sündenböcke eingesetzt werden können. Selbstmord­attentäter haben den Vorteil, als Zeugen nicht mehr zur Verfügung zu stehen.
Wie derartige Taten inszeniert werden, kann man der kritischen Literatur zu den verdeckten Operationen der CIA wie des Mossad entnehmen. Die "muslimisch-fundamentalistischen" Terror­taten nutzen psychologisch ausschließlich den Kriegs­treibern gegen die muslimische Welt. Sie schaden, ob Geheimdienst gesponsort oder nicht, ohne jede Ausnahme der muslimischen Welt. Ganz objektiv muss daher der Terror im Interesse sowohl der muslimischen, wie der christlichen und jüdischen Welt unter allen Umständen und mit aller Energie bekämpft, die Geheim­dienst­sümpfe trocken gelegt werden. Das Wissen um die hier skizzierten, oft nur zu vermutenden Hintergründe, sollte die muslimischen Gemeinden in Deutschland in die Lage versetzen, mit der aufgestellten Falle umzugehen. Das ist nicht leicht, denn Geheimdienste sind im Stande, die üblichen kriminal­polizeilichen Ermittlungen zu beeinflussen, Zeugen verschwinden zu lassen, zu Falschaussage vor Gericht zu veranlassen, kurzum die Wahrheit auf den Kopf zu stellen. Doch dies ärgert zwangsläufig immer wieder genau die Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kriminalität nach den Regeln des Rechtsstaates wirksam zu bekämpfen, also Angehörige der Kriminal­polizei, der Staats­anwaltschaften, der Gerichte, die allerdings oft selbst nicht in der Lage sind, das verdeckte Geschehen zu durchschauen. Die unvoreingenommenen, nicht korrumpierten Amtsträger sind Ansprech­partner für die muslimischen Gemeinden. Und diese Beamte sind ja, wenn sie ordentlich arbeiten wollen, selbst bestrebt, von sich aus ein Vertrauens­verhältnis zu den Gemeinden aufzubauen. Ihnen sollte, wenn irgend möglich, zugearbeitet werden. Zum Beispiel durch die Beobachtung und wenn möglich Sicherung von Spuren und Beweisen. Selbst die besten verdeckten Operationen von Geheimdiensten laufen nicht perfekt, es muss meist unmittelbar nach der Tat auffällig nachgearbeitet, Spuren und Zeugen beseitigt werden, Kritiker als Verschwörungs­theoretiker mundtot gemacht werden. Und das wiederum fällt auf, führt zu den erwähnten Protesten der Fachleute. Das ist ja nach dem 11.9. auch in den USA zu beobachten, wo Angehörige des FBI, der Drug Enforcement Administration, des Militärs, der zivilen Flugsicherung aber auch der politisch missbrauchten CIA vor Wut aufheulen, an den gleich­geschalteten Medien vorbei in die Öffentlichkeit gehen.
Muslimische Gemeinden in Deutschland sollten berücksichtigen, dass ein Großteil der Drogenszene auch hier zu Lande letztlich von ("befreundeten") Geheimdiensten gesteuert wird. Drogen finanzieren spurenfrei Terroristen ebenso wie anderweitig nutzbare Kriminelle. Wer in der Drogenszene arbeitet, ob Dealer oder Endverbraucher stellt sich potentiell in den Dienst verdeckter geheimdienstlicher Operationen. Labile Charaktere, die es ja unter Muslimen ebenso gibt wie unter Christen, sollten daher kritisch und wenn möglich helfend begleitet werden. Meist sind die radikalsten fundamentalistischen Organisationen mit einiger Sicherheit geheimdienst­unterwandert. Dort lassen sich labile Gutmenschen sammeln, die als Agent Provocateurs[wp] eingesetzt werden können, die im Namen der Gerechtigkeit oder der Religion tatsächlich oder scheinbar abscheuliche Taten begehen, die die Angst zwischen den Bevölkerungsgruppen in die Höhe jagen bis jedermann davon überzeugt ist, dass es ein friedliches Miteinander nicht mehr geben kann. Daher muss auf diese entflammbaren labilen Charaktere Einfluss genommen werden. Auch bei der Auswahl der Prediger sollte Vorsicht walten. Einige Geheimdienste unterstützen seit Jahrzehnten gezielt die radikale religiöse Szene verdeckt mit Geldmitteln. So können Hasspredigten in ansonsten friedlichen Gemeinden entstehen, die ganz andere Ursachen als den religiösen Fanatismus haben. Dann genügt oft ein wenig Flüster­propaganda von Außen, um den guten Ruf einer Gemeinde zu untergraben und ein entsprechendes Medienecho hervor zu rufen. Es ist zugegeben schwer, dagegen zu halten. Denn der deutsche wie der muslimische Durch­schnitts­bürger ist völlig überfordert, sich ein zutreffendes Lagebild zu verschaffen.

Und was können die Nichtmuslime tun, um nicht in die Falle des "Feindbildes Islam" zu tappen (außer Ihre Bücher zu lesen)?

Die Nichtmuslime müssen begreifen lernen, dass auch sie in einer Falle, der "Feindbildfalle Islam" sitzen und täglich ihr Propaganda­futter über die Medien gereicht bekommen. Terror bekämpft man, indem man Terroristen das Handwerk legt, auch denen, die von Geheimdiensten zum Zwecke der psychologischen Kriegführung instrumentalisiert werden. Da müssen sich Muslime wie Nichtmuslime einig sein. Gott sei Dank gibt es in Deutschland, sicher in Europa insgesamt, genügend Menschen, die die Brutalität des Krieges am eigenen Leib erfahren haben. Daher sind sie nicht so leicht zu manipulieren wie derzeit die amerikanische Bevölkerung, von der ich allerdings hoffe, dass sie sich noch im November diesen Jahres vom Alptraum Bush befreien wird. 

Sie haben die Veröffentlichung Ihres Interviews an die Bedingung der Veröffentlichung Ihrer Haltung zu Israel geknüpft, welche Haltung ist das?

In Ihrem Muslim-Markt finden sich gewundene Erörterungen über die Frage, ob man das Existenzrecht Israels bestreiten dürfe. Hinter allen Positionen im Streit um Israel stehen schwere traumatische Erlebnisse, der Juden, der Palästinenser, der arabischen Welt im Gefolge der britisch-französischen Kolonialpolitik, des mörderischen Rassenwahns der Nazis. Ich versuche mich auch historisch in diese Entstehungs­geschichte dieser den Weltfrieden nach wir vor massiv gefährdenden Lage hinein zu versetzen. Wer Frieden in Nahost will, darf das Existenzrecht Israels nicht mehr in Frage stellen. Natürlich gibt es heute Frieden nur, wenn die Siedlungspolitik in Richtung auf das größere Israel gestoppt, die ethnische Vertreibung der Palästinenser eingestellt und rückgängig gemacht wird. Dabei muss auch ein Kompromiss in der Frage der Vertriebenen gefunden werden. Wohl wissend, dass eine aufgeheizte und jederzeit zur Explosion zu bringende Stimmung jedes politische Friedens­manöver zum Selbst­mord­kommando machen kann, muss die Bevölkerung in die Lage gebracht werden, den Brücken­bauern des Kompromisses und nicht den Hasspredigern zu folgen. Vielleicht wären die Mütter beider Seiten die besten flächen­deckenden Garanten eines Friedens­prozesse. Mit Sicherheit gibt es aber auch allenthalben Menschen, denen der Krieg und die damit verbundene Spannung am Herzen liegt, oft auch einen üppigen Lebens­unterhalt sichert, die deshalb das mühsame und langwierige Erarbeiten des Friedens stets rechtzeitig mit Bomben zu verhindern suchen. Das Bestreiten des Existenz­rechtes Israels leistet denen Vorschub, die auf Terror, auch Staats­terror setzen, die mit fortwährender Gewalt das noch größere Israel erzwingen wollen. Und das geht nicht zu Gunsten der Muslime aus. Man lese doch nur das Regierungs­programm, das die Rumsfeld-Berater Perle und Feith 1996 für Nethanyahu geschrieben haben. Diese Leute brauchen den Streit um das Existenzrecht, weil der den "vorzeitigen" Frieden verhindert, die Kritiker mundtot macht, weil so nach wie vor Gewalt das einzige Mittel zu sein scheint, die Existenz Israels zu sichern und auszubauen. Jeder, der der Friedenspalme nacheilt, wird dann von der inner-israelischen wie amerikanischen Propaganda­maschine zum hoffnungslosen, geradezu gemein­gefährlichen Narren abgestempelt werden.

Abschließende Frage: Wird es ein weiteres Buch von Ihnen geben?

Das ist noch nicht spruchreif!

Herr v. Bülow, wir danken Ihnen für das Interview.

Muslim-Markt interviewt Dr. Andreas v. Bülow, Bundesminister a.D. und Autor von Bestsellern, Muslim-Markt am 21. Oktober 2004

Ehrungen

  • 1983: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland

Veröffentlichungen

Bücher

  • Das Bülow-Papier. Strategie vertrauenschaffender Sicherheits-Strukturen in Europa. Wege zur Sicherheits-Partnerschaft. Eichborn 1985, ISBN 3-821-81050-5
  • Die eingebildete Unterlegenheit. Das Kräfteverhältnis West-Ost, wie es wirklich ist (= Beck'sche schwarze Reihe. Bd. 297). Mit einer Kontroverse zwischen Hans Rühle und Andreas von Bülow. C. H. Beck 1985, ISBN 3-406-30774-4
  • Im Namen des Staates. CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste. Piper 1998, ISBN 3-492-04050-0
  • Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste. Piper 2003, ISBN 3-492-04545-6
  • DVD: Die Lügen um 9/11, Schild-Verlag 2009, und Kai Homilius Verlag 2009, ISBN 3-89706-204-6

Vorträge

Interview

Einzelnachweise

  1. Stephan Lebert, Norbert Thomma: Da sind Spuren wie von einer trampelnden Elefantenherde (Interview), Der Tagesspiegel am 13. Januar 2012
  2. Michael Klarmann: Geheimdienstkrämerei: Der schmale Grat zwischen Weltverschwörung und Bedenken, Heise/Telepolis am 15. Januar 2002
  3. Was wußten die Insider?, Konkret 12/2001
  4. Die deutschen Katastrophen - 1914 bis 1945 im großen Spiel der Mächte, Quer-Denken.TV am 16. Mai 2015
  5. Kollateralschäden der US-Strategie zur Weltherrschaft: Kriege, Terror, Verbrechen und Chaos, Quer-Denken.TV am 2. April 2016

Netzverweise